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110 Jahre Grand-Prix-Siege von Renault

  Triumph beim weltweit ersten Grand Prix im Jahr 1906Pünktlich zur Rückkehr in die Formel 1 mit einem eigenen Team feiert Renault ein Motorsport-Jubiläum: Vor 110 Jahren, am 27. Juni 1906, gewann der französische Hersteller den ersten Grand Prix der Welt. Mit dem Triumph beim Großen Preis von Frankreich legte Renault den Grundstein für eine bis heute andauernde Erfolgsgeschichte und schrieb gleichzeitig Motorsporthistorie: Das Rennen ging als erster Grand Prix und damit als Vorläufer der heutigen Formel 1-Läufe in die Geschichte ein. Siegerwagen war ein 66 kW/90 PS starker Zweisitzer mit 13 Liter Hubraum und der damals sagenhaften Topspeed von 154 km/h, gesteuert vom Ungarn Ferenc Szisz. Zum Vergleich: Die aktuellen Dienstwagen von Kevin Magnussen und Jolyon Palmer vom Typ R.S.16 mobilisieren rund 875 PS und sind rund 360 km/h schnell.

Schauplatz des ersten Grand Prix der Geschichte war ein 103,18 Kilometer langer Dreieckskurs über öffentliche Straßen in der Nähe von Le Mans. Mit der Strecke des späteren 24-Stunden-Rennens hatte der Sarthe-Ring jedoch nur den Namen gemeinsam. Um das Ardennen-Rennen in Belgien und die Targa Florio auf Sizilien zu übertrumpfen, wurde der Grand Prix über zwölf Runden ausgeschrieben und auf zwei Tage gestreckt.

Pro Renntag mussten die Teilnehmer sechs Runden zurücklegen, insgesamt 1.248 Kilometer. Nachts standen die Autos vor 110 Jahren auf einem streng bewachten und beleuchteten Parkplatz. Heute nennt sich die entsprechende Einrichtung „Parc Fermé”.

Zum Vergleich: Ein Formel 1-Rennen des Jahres 2016 dauert höchstens zwei Stunden. Als Maximaldistanz sieht das aktuelle Reglement 305 Kilometer vor, zuzüglich jener Strecke, die zur Beendigung der letzten Runde erforderlich ist.

Radwechsel entscheiden Rennen

Wichtig für den Ausgang des Grand Prix von Frankreich sollte eine technische Innovation werden: die abnehmbaren Felgen für die Hinterräder. Der Vorteil: Während die anderen Rennfahrer vor dem Reifenwechsel mühevoll mit einem Messer die heißen Gummireste von den Felgen kratzen mussten, tauschten der gut trainierte Szisz und sein Beifahrer die hölzernen Kompletträder in kaum vier Minuten aus.

Bemerkenswert beim Grand-Prix-Modell von 1906 war außerdem, dass der mitfahrende Mechaniker über mehr Komfort verfügte als seine Kollegen in den Konkurrenzfahrzeugen. Dies trug dazu bei, dass er seine wichtigen Aufgaben besser erledigen konnte.

Hitzeschlacht mit cleverer Strategie

Renault reiste mit drei Wagen zum Grand Prix des A.C.F. Trotz der wegweisenden Neuheiten gehörte die Equipe nicht zu den heißen Favoriten, denn mit Fiat und Clement-Bayard gab es deutlich stärkere Fahrzeuge im Feld. Insgesamt waren 32 Wagen von zwölf Teams am Start.

Bei tropischen Temperaturen von über 40 Grad Celsius entwickelte sich das Rennen zur extremen Belastungsprobe für Mensch und Material. Anteil daran hatte auch der eigens für den Grand Prix aufgebrachte Streckenbelag, bestehend aus einem Vorläufer der heutigen Asphaltmischungen. Der von den Fahrzeugen aufgewirbelte schmelzende Teer verursachte bei zahlreichen Fahrern schwere Verbrennungen. Der materialschonend fahrende Szisz übernahm bereits nach dem ersten Reifenwechsel in der dritten Runde die Führung und fuhr bis zum Ende des ersten Renntages einen komfortablen Vorsprung von 26 Minuten heraus.

Am frühen Morgen des zweiten Renntages nahmen die Teilnehmer im zeitlichen Abstand ihrer Zielankunft das Rennen wieder auf. Kaum aus dem „Parc Fermé” auf die Strecke zurückgekehrt, fuhr Rennstratege Szisz sofort zum Reifenwechseln an den Straßenrand. Als er wieder Gas gab, hatte er noch immer einen Vorsprung von 14.30 Minuten auf den Zweiten, Albert Clement, der weiter auf seine Startfreigabe wartete. Bei ähnlichen Bedingungen wie am Vortag erwies sich Szisz’ besonnene Fahrweise erneut als das richtige Rezept. Mit einer Spitzengeschwindigkeit von 154 km/h war er trotzdem der schnellste im Feld. Selbst der Bruch einer Hinterachsfeder in der vierten Runde hielt den Ungarn nicht auf. Nach 12:14.07 Stunden überquerte der Renault Fahrer als erster die Ziellinie, 32 Minuten vor dem Zweitplatzierten. Seine Durchschnittsgeschwindigkeit: 101,19 km/h, für die damalige Zeit eine Sensation.

Technikpaket der Extraklasse

Ähnlich wie die Formel 1-Boliden von heute steckte der Renault Grand-Prix-Wagen von 1906 voll modernster Technik. So setzte der französische Hersteller vor 110 Jahren neben den abnehmbaren Radfelgen als weitere Neuheit im Rennwagenbau hydraulische Stoßdämpfer ein. Der Zeit weit voraus war auch die Kraftübertragung an die Hinterachse per Dreiganggetriebe und Kardanwelle. Gängiger Stand der Technik war 1906 noch die Antriebskette. Bremsen besaß der Renault – wie damals üblich – allerdings nur an den Hinterrädern. Bremswege sind nicht überliefert.

Gusseisernes Hubraummonster

Beim Motor waren die Konstrukteure 1906 durch keinerlei Reglement gebunden. Folge war ein Teilnehmerfeld mit dem Hubraumspektrum von 7,4 bis 18,3 Liter. Mit exakt 12.986 Kubikzentimetern war der Renault Motor „nur” Mittelmaß. Seine Maximalleistung von 66 kW/90 PS erreichte der aus zwei Blöcken bestehende Vierzylinder bereits bei 1.200 1/min. Weitere Kennzeichen des gusseisernen Giganten waren nichtabnehmbare Zylinderköpfe, mechanisch gesteuerte, seitliche Ventile und eine Hochspannungs-Magnetzündung von Bosch, damals ein absoluter technischer Leckerbissen selbst für Grand-Prix-Wagen. Für eine bessere Aerodynamik rückte Renault die voluminöse Wasserkühlung hinter den Motor in die Wagenmitte – eine Konfiguration, die eine flachere Frontpartie erlaubte.

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